In meiner Zeit als Unternehmensberater wurde ich oft zur Reflexion von Geschäftsmodellen, deren Analyse und Optimierung gerufen. Aus meiner Sicht ist es wichtig, den roten Faden des (zu gründenden) Unternehmens und die Bedarfe der End-Kund:innen in den Prozess einzubeziehen. Denn nur so kann eine Existenzgründung sicher gelingen.
Den Blick auf End-Kund:innen erlangt man nicht nur durch den Einsatz der gängigen Customer Experience Maßnahmen. Es bedarf zusätzlich einer Vorausschau auf die potenziell kommenden Bedarfe und Bedürfnisse der Zielgruppe. Auch wenn es sich beispielsweise um eine Selbstständigkeit als Coach handelt, ist es mitunter entscheidend eine konkrete Zielgruppe zu skizzieren. Methoden aus den Bereichen Design Thinking oder Organisationsentwicklung helfen, die passgenaue Ausrichtung und Kommunikation zu bestimmen.
Im Kleinen zu Starten, heißt einen MVP (Minimum Viable Product) zu entwerfen. Dies ist sinnvoll, um in der Startphase die Leitplanken des Geschäftsmodells zu erproben. Je nach Resultat können sehr zeitnah Entscheidungen getroffen oder Verbesserungen vorgenommen werden. Resultate könnten sein, dass eine Zielgruppe noch gezielter angesprochen oder das Portfolio angepasst wird. In jedem Fall ist es ratsam, bereits in der Gründungsphase den bestehenden Markt zu erproben, um das Potenzial und Risiko besser einschätzen zu können.
Fit zwischen Business Case und Gründer:in
Ist der Business Case aus Sicht der Kundinnen und Kunden skizziert, benötigt es im weiteren einen „Fit“ mit dem Unternehmen bzw. der Existenzgründerin oder dem Existenzgründer. Solltest Du eine Selbstständigkeit als Freiberufler:in anstreben, so scheint die Passung einfach. Doch auch hier ist es wichtig, zielgerichtet in die Analyse zu gehen und herauszufinden, welche inneren Überzeugungen und bisherigen Sozialisierungen (Beeinflussung durch Umfeld, Partner:innen und bisherige betriebliche Erfahrung) Dich als Selbstständige:r geprägt haben. Das Portfolio muss außerdem nicht nur zum Markt und den Bedarfen Deiner Kund:innen passen, sondern auch zu Dir und Deinem geplanten Unternehmen.
In der Regel entsteht ein Fit zwischen Gründer:in und Unternehmen, durch eine genaue Standortbestimmung der Person und der (geplanten) Organisation, um Übereinstimmungen und ggfs. noch bestehende Differenzen zu erkennen und daraus erkennbare Handlungsfelder abzuleiten und anzugehen. Dies kann sich, je nach Ergebnis, in kurzfristigen Maßnahmen oder einem zu definierenden Maßnahmenkatalog zeigen. Eine solche Liste mit Maßnahmen hilft Dir alles im Blick zu behalten und die Dinge Schritt für Schritt anzugehen.
Unterstützung für Gründer:innen
Durch meine Erfahrung weiß ich, dass eine Unterstützung gerade in der Gründungsphase von Einzelunternehmungen besonders hilfreich ist. Zu Beginn der Selbstständigkeit lassen sich viele Fragen durch eine kontinuierliche Reflexion der Situation und einer Strukturierung der nächsten Schritte klären.
Zudem kann es sinnvoll sein, die ersten Schritte einer Existenzgründung gemeinsam mit einem erfahrenen Sparringspartner oder einer -partnerin anzugehen. Denn dadurch fällt es Gründer:innen leichter, die Selbstständigkeit nicht nur als geplanten Endzustand wahrzunehmen, sondern sie als Gründungsprozess zu verstehen. Die Unternehmensgründung behält so ihren konkreten Fahrplan bei, die definierten Meilenstein dienen jedoch als Rückblick, um zu verifizieren, ob bspw. die Kundenausrichtung und -kommunikation passend sind.
Dieser Gründungsprozess kann Dir helfen, Dein Vorankommen transparenter wahrzunehmen und getroffene Entscheidungen schneller zu reflektieren.
Zudem ist es nützlich eine Gründungsidee von einem hohen Abstraktionsgrad in eine tiefere Detailebene zu führen. Diese Detailtiefe mittels eines Protoyps zeitnah durch Personen aus Deiner Zielgruppe auszutesten, führt zu einem frühen Erkennen von potenziellen Hindernissen und Potenzialen. So kannst Du bereits in einem frühen Stadium Deiner Existenzgründung auf Feedback reagieren.
Existenzgründung und die familiäre Situation
Sich selbstständig zu machen oder ein Unternehmen zu gründen, ist nicht nur ein freudiges Unterfangen, es kann gleichzeitig auch ein Wagnis oder ein Risiko mit sich bringen und somit ein Unsicherheitsgefühl auslösen. Ein Umstand, der mit Sicherheit jeder und jedem Gründer:in klar sein dürfte. Was in dieser Phase dennoch seltener im Vordergrund steht, ist der Umgang mit der eigenen mentalen Belastung oder die des Partners oder der Partnerin. Selbst wenn beispielsweise das gemeinsame Einkommen für die Gründungsphase vollkommen ausreichen sollte, kann es möglich sein, dass unbewusste Reaktionen der Partnerin oder des Partners die Existenzgründung negativ beeinflussen oder schlimmstenfalls sabotieren.
Offene Kommunikation über Erwartungen einer Existenzgründung in der Familie
Eine offene Kommunikation in der Familie über Erwartungen, mögliche mentale Belastungen oder auch neu zu definierende Grenzen kann eine erste Hilfe sein. Es kommt jedoch auch vor, dass die (unausgesprochenen) Erwartungen gar nicht von der eigenen Partnerin oder dem eigenen Partner ausgehen, sondern in der Herkunftsfamilie begründet liegen und vom eigenen Umfeld lediglich gespiegelt werden. Erwartungen, welche man unbewusst an sich selbst richtet oder über Generationen hinweg mit sich getragen hat kommen häufig in der Gründungsphase an die Oberfläche, da in vielen Familien die persönliche Identität eng mit der beruflichen Außenwirkung verbunden sind. Solltest Du Dir Deiner eigenen Erwartungen an Deine Rolle nicht im vollem Umfang bewusst sein, dann kann Dir ein Coaching mehr Einblick geben und den Blick auf Dein inneres und äußeres Bild Deiner Gründung differenzieren.